Steckbrief "Pikrinsäure"
Pikrinsäure bildet gelbe, stark bitter schmeckende Kristalle, die nur schwer in kaltem Wasser, besser löslich in siedendem Wasser und leicht löslich in Ethanol und Benzol sind. Bedingt durch die Häufung elektronenziehender Substituenten (-NO2) ist die Pikrinsäure durch ihre phenolische Hydroxylgruppe eine starke Säure (pKs = 1,02).
An der Luft verbrennt Pikrinsäure mit starker Rauchentwicklung; bei sehr raschem Erhitzen oder durch eine Initialzündung erfolgt eine Detonation, bei der die Detonationsgeschwindigkeit etwa 7.100 m/s beträgt und damit circa 10 % schneller ist als die des TNT's (2,4,6-Trinitrotoluol). Deswegen wird Pikrinsäure zur Lagerung durch eine Beigabe von Wasser phlegmatisiert. Gegenüber Metallen verhält sich die Pikrinsäure aggressiv und bildet mit diesen explosive Metallpikrate von unterschiedlicher Empfindlichkeit.
Die Verwendung von Pikrinsäure als Füllmaterial für Granaten (wie im ersten Weltkrieg) oder allgemein als Explosivstoff wurde wegen der unkontrollierten Bildung von hochexplosiven Schwermetallpikraten eingestellt. Die Pikrinsäure wurde hier durch TNT ersetzt.
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